05 März 2025 | Veranstaltung

Fachtagung zum Tag der Muttersprache hat stattgefunden

Fachtagung zum Tag der Muttersprache hat stattgefunden

 

Am 21. Februar 2025 veranstaltete die Yekmal Akademie in Zusammenarbeit mit ZAS/BIVEM, BBAW/ELAR und BEFaN eine sehr erfolgreiche Fachtagung anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache.

Die Veranstaltung, die ursprünglich als Präsenzveranstaltung geplant war, musste aufgrund eines groß angelegten Streiks im Berliner Nahverkehr ins Internet verlegt werden. Trotz dieser kurzfristigen Verlegung, konnte die Fachtagung mit hoher Beteiligung und lebhaften Diskussionen durchgeführt werden. Es kamen Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen, Communityvertreter*innen, Eltern sowie Vertreter*innen verschiedener Behörden der Berliner Verwaltungen zusammen, die sich für das Thema Mehrsprachigkeit engagieren. Das Online-Format schränkte das Engagement nicht ein, sondern ermöglichte ein noch breiteres Publikum und damit einen bereichernden Austausch von Ideen und Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen.

Die diesjährige Fachtagung mit dem Titel „Mehrsprachigkeit in der Familie“ befasste sich mit der entscheidenden Rolle der Familien bei der Förderung und Aufrechterhaltung der Mehrsprachigkeit über Generationen hinweg und im Bildungskontext. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen sowohl die Möglichkeiten als auch die bestehenden Modelle für die mehrsprachige Sprachentwicklung im Elternhaus sowie in Bildungseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen. Die Redner*innen und Podiumsteilnehmer*innen beleuchteten die Herausforderungen, mit denen Eltern konfrontiert sind, ihre Hoffnungen für die sprachliche Zukunft ihrer Kinder und die Schlüsselrolle, die Community-Organisationen bei der Förderung der Mehrsprachigkeit spielen.

Die Eröffnung

Die Fachtagung begann mit einer Begrüßung durch den Moderator Merih Ergün (Yekmal e.V. & CiD).. Er führte in das übergreifende Thema der Fachtagung ein und gab damit den Ton für die folgenden Diskussionen an.

In der Eröffnungsrede begrüßten Günay Darici (Yekmal e.V. & Yekmal Akademie gGmbH), Prof. Dr. Natalia Gagarina (ZAS & BIVEM) und Prof. Dr. Mandana Seyfeddinipur (ELAR & BBAW) die Teilnehmer*innen und betonten die Bedeutung der Unterstützung mehrsprachiger Familien und der Förderung einer inklusiven Bildungspolitik. Ihre einleitenden Bemerkungen bildeten die Grundlage für einen reichhaltigen und aufschlussreichen Gedankenaustausch und schufen eine solide Basis für Diskussionen darüber, wie Familien, Erzieher*innen, Forscher*innen und Community-Organisationen zusammenarbeiten können, um Mehrsprachigkeit zu unterstützen und ein Umfeld zu schaffen, das die sprachliche Vielfalt fördert.

Die Fachtagung gliederte sich in zwei Hauptteile: einen wissenschaftlichen Dialog mit Expert*innen für Mehrsprachigkeit und Spracherziehung sowie eine Podiumsdiskussion zur Unterstützung mehrsprachiger Familien.

Wissenschaftlicher Dialog über Mehrsprachigkeit

In der ersten Sitzung der Fachtagung fand ein wissenschaftlicher Dialog über Mehrsprachigkeit und sprachliche Bildung statt, der von Prof. Dr. Katharina Brizić (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) moderiert wurde. Sie moderierte nicht nur die Diskussion, sondern brachte auch ihr eigenes Fachwissen ein und bereicherte das Gespräch mit ihren Erkenntnissen.

Die Sitzung brachte führende Expert*innen auf diesem Gebiet zusammen. Prof. Dr. Natalia Gagarina (ZAS & BIVEM) bewertete, wie sich die Mehrsprachigkeit auf die Sprachentwicklung auswirkt und welchen Einfluss sie auf die Bildungsergebnisse der Kinder hat. Prof. Dr. Mandana Seyfeddinipur (ELAR & BBAW) erörterte die Überschneidungen zwischen gefährdeten Sprachen, Sprachunterricht und familiärer Mehrsprachigkeit und betonte die Notwendigkeit, sprachliche Vielfalt zu fördern. Als weitere kritische Perspektive reflektierte Prof. Dr. Katharina Brizić (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) die sozialen Dimensionen der Mehrsprachigkeit und thematisierte deren Zusammenhang mit Migration, Machtstrukturen und Bildungsungleichheit. 

Die Diskussion lieferte wertvolle Erkenntnisse darüber, wie Familien, Bildungseinrichtungen und politische Akteur*innen die mehrsprachige Entwicklung besser unterstützen können. Die Teilnehmer*innen führten einen lebhaften und anregenden Gedankenaustausch, der die Notwendigkeit einer stärkeren institutionellen Unterstützung für mehrsprachige Bildung und die Entwicklung praktischer Strategien unterstrich, um Familien bei der Wahl ihrer Sprache zu unterstützen.

Präsentation der Forschung zur Mehrsprachigkeit in Berlin

Die zweite Sitzung der Veranstaltung bestand aus zwei sich ergänzenden Teilen, die von Kava Spartak (YAAR e.V.) moderiert wurden. Der erste Teil umfasste zwei Präsentationen, die auf Forschungsergebnissen zu mehrsprachigen Praktiken in Familien, Kindergärten und Schulen basierten und wertvolle empirische Einblicke in die sprachlichen Realitäten von transnationalen Eltern und ihren Kindern in der Schule lieferten.

Dr. Mine Derince (Humboldt-Universität zu Berlin) und M. Serif Derince (Yekmal Akademie gGmbH) präsentierten Ergebnisse aus der von der Yekmal Akademie in Zusammenarbeit mit dem BEFaN durchgeführten Forschung zu elterlichen Perspektiven und Praktiken der Mehrsprachigkeit im Alltag. Sie stellten ausgewählte Ergebnisse einer Umfrage zur Mehrsprachigkeit in der Familie vor und beleuchteten die Erwartungen, Herausforderungen und Strategien, die Eltern anwenden, um die Sprachentwicklung ihrer Kinder zu unterstützen.

Dr. Nathalie Topaj (ZAS & BIVEM) gab Einblicke in die BIVEM-Forschung zum Erstsprachenunterricht in Berlin, wobei der Schwerpunkt auf dem Türkisch- und Arabischunterricht lag. Dr. Topaj stellte die Ziele, Methoden und Instrumente vor, die sie in ihrer umfassenden und einzigartigen Forschung zum Spracherwerb im Rahmen des Erstsprachenunterrichtsmodells der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Familie und Jugend verwendet haben. 

Diese Präsentationen boten eine solide forschungsbasierte Grundlage für die anschließenden Diskussionen darüber, wie mehrsprachige Familien durch politische Initiativen, Lehrerausbildung, Familiensprachunterricht in Schulen und Engagement in der Gemeinde besser unterstützt werden können.

Podiumsdiskussion: Unterstützung mehrsprachiger Familien

Im zweiten Teil der Fachtagung fand eine Podiumsdiskussion über die Unterstützung von und die Arbeit mit mehrsprachigen Familien, Schüler*innen, angehenden Lehrkräften und Community-Organisationen statt. In dieser Sitzung kamen Referent*innen aus Wissenschaft, Bildung und Community-Organisationen zusammen, um praktische Lösungen für mehrsprachige Familien zu erörtern, wobei sowohl die Herausforderungen als auch die verfügbaren Ressourcen angesprochen wurden.

Zu den Podiumsteilnehmer*innen gehörten Dr. Katrin Gabler (Freie Universität Berlin), die die Bedeutung der Lehrer*innenausbildung und der sprachintegrativen Pädagogik für eine bessere Unterstützung mehrsprachiger Schüler*innen in den Schulen hervorhob. Oksana Potelchak (Open Platform) gab wertvolle Einblicke in die Unterstützungsstrukturen für ukrainische Familien und Schüler*innen in Deutschland, mit besonderem Augenmerk auf die Situation in Berlin. Sie hob auch hervor, wie die Skandinavische Gesamtschule in Berlin ein mehrsprachiges Bildungsmodell anwendet, das über einen bilingualen Ansatz hinausgeht. Willi Stotzka (GEW-LAMA) reflektierte über mehrsprachige Bildungspolitik und die Rolle der zweisprachigen SESB-Schulen und betonte die Notwendigkeit eines institutionellen Engagements für Sprachenvielfalt. Remziye Uykun (BEFaN-Netzwerk) sprach über die Kraft von Netzwerken und Lobbyarbeit und betonte, wie die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen die mehrsprachige Bildung und die Unterstützungssysteme für Familien stärken kann. Sie ging auch auf die strukturellen Hindernisse ein, mit denen sich Community-Organisationen konfrontiert sehen, sowie auf die prekären Bedingungen für ihre Arbeit, die auf fehlende strukturelle Finanzierung und bessere Anerkennung zurückzuführen sind. 

Die Diskussion war sowohl engagiert als auch lösungsorientiert. Die Diskussionsteilnehmer*innen tauschten Ideen über die Realitäten aus, mit denen mehrsprachige Familien, Schüler*innen und Community-Organisationen konfrontiert sind. Darüber hinaus wurden die derzeit verfügbaren Ressourcen und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Institutionen, Wissenschaftler*innen und Community-Organisationen zur Schaffung eines integrativen und unterstützenden mehrsprachigen Umfelds beleuchtet.

Überlegungen und Zukunftsperspektiven

Insgesamt wurde in den Diskussionen deutlich, dass Mehrsprachigkeit in der Familie nicht nur ein sprachliches Problem ist, das nur den privaten Bereich betrifft, sondern auch mit Bildungspolitik, sozialer Gerechtigkeit und Identität zu tun hat. Die Veranstaltung unterstrich den Bedarf an kontinuierlicher Forschung, Lobbyarbeit und Zusammenarbeit, um mehrsprachige Familien zu stärken und integrative Bildungsstrukturen zu schaffen, die sprachliche Vielfalt anerkennen und wertschätzen.

Trotz der unvorhergesehenen Umstellung auf ein Online-Format war die Fachtagung ein Erfolg, die die Stärke der Mehrsprachigkeitsgemeinschaft und das gemeinsame Engagement für die Förderung der Sprachenvielfalt unter Beweis stellte. Die interaktiven Diskussionen, die hohe Beteiligung und das Engagement der verschiedenen Sektoren und Akteur*innen machten deutlich, wie dringend und wichtig die weitere Arbeit in diesem Bereich ist.

Wir danken allen Referent*innen, Podiumsteilnehmer*innen, Moderator*innen und Teilnehmer*innen, die ihr Fachwissen und ihre Sichtweisen eingebracht haben, ganz herzlich. Ein besonderer Dank geht an unsere Kooperationspartner*innen ZAS/BIVEM, BBAW/ELAR und BEFaN für ihre Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Durchführung dieser Veranstaltung.

Wir von Yekmal e.V. und der Yekmal Akademie gGmbH setzen uns weiterhin dafür ein, die Forschung voranzutreiben, praktische Strategien zu entwickeln und uns für eine mehrsprachige Bildung einzusetzen. Wir freuen uns auf zukünftige Kooperationen und Veranstaltungen, um Mehrsprachigkeit und sprachliche Vielfalt weiter zu fördern.

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